Lebenskunde

Der Huma­nis­ti­sche Lebens­kun­de­un­ter­richt ist ein frei­wil­li­ges Unter­richts­fach ohne Zen­su­ren. Er wird seit 1984 an Ber­li­ner Schu­len und seit 2007 eben­falls an Bran­den­bur­ger Schu­len gleich­be­rech­tigt neben dem Reli­gi­ons­un­ter­richt ange­bo­ten. Zur­zeit besu­chen über 60.000 Schüler:innen an 324 Schu­len in allen Bezir­ken Ber­lins sowie fast 3.000 Schüler:innen an 38 Schu­len in Bran­den­burg den Unter­richt. Trä­ger ist der Huma­nis­ti­sche Lan­des­ver­band Ber­lin-Bran­den­burg.

Ziele und Inhalte

Welt­li­cher Huma­nis­mus ist eine geis­tige und prak­ti­sche Lebens­ori­en­tie­rung. Er ist gekenn­zeich­net durch das Stre­ben nach Selbst­be­stim­mung und Ver­ant­wor­tung für sich, die Mit­men­schen und die Umwelt. Im Zen­trum der huma­nis­ti­schen Lebens­auf­fas­sung ste­hen die Men­schen­würde und die Men­schen­rechte.

Huma­nis­ti­sche Lebens­kunde berei­tet die Kin­der dar­auf vor, ihrem Leben selbst einen Sinn zu geben und ein ethisch ver­ant­wort­li­ches Leben zu füh­ren, ohne dabei auf eine höhere Macht oder reli­giöse Offen­ba­rung zurück­zu­grei­fen. Bil­dung und Erzie­hung basie­ren auf Vor­stel­lun­gen über den Men­schen und die Welt, die huma­nis­ti­sche Pos­tu­late genannt wer­den.

Die Pos­tu­late laden dazu ein, beim Den­ken und Han­deln bestimmte Aspekte des Mensch­seins beson­ders zu beach­ten. Sie kön­nen und sol­len dem Huma­nis­ti­schen Lebens­kun­de­un­ter­richt inhalt­lich und metho­disch beson­dere Akzente ver­lei­hen, sowohl für ein­zelne Stun­den als auch in grö­ße­ren Zusam­men­hän­gen.

Die Pos­tu­late sind:

VERBUNDENHEIT
Men­schen ent­fal­ten ihr Ich als Teil von Gemein­schaf­ten. Wir sind von Natur aus zur Koope­ra­tion fähig. Im Lebens­kun­de­un­ter­richt üben wir die Fähig­keit, Ver­ant­wor­tung für das Zusam­men­le­ben zu über­neh­men und faire Lösun­gen zu fin­den.

FREIHEIT
Frei­heits­mög­lich­kei­ten müs­sen ent­deckt und manch­mal erstrit­ten wer­den. Die Men­schen kön­nen ein gutes Leben nach eige­nen Maß­stä­ben füh­ren. Huma­nis­ti­sche Lebens­kunde bie­tet einen Raum zur Erpro­bung von Chan­cen, Risi­ken und Anfor­de­run­gen der Frei­heit. Der Unter­richt berei­tet dar­auf vor, dass Frei­heit und Ver­ant­wor­tung zusam­men­ge­hö­ren.

VERNUNFT
Mit Ver­nunft kön­nen wir unsere Gedan­ken, Hand­lun­gen und Situa­tio­nen unter­su­chen und ein­schät­zen. Hierzu gehört die Ein­sicht, dass Irr­tü­mer, Zwei­fel und Kri­sen zum Leben gehö­ren. Mit Auf­klä­rung und skep­ti­schem Den­ken kön­nen wir zwi­schen rich­ti­gen und fal­schen Aus­sa­gen unter­schei­den.

NATURZUGEHÖRIGKEIT
Wir sind Teil der Natur. Lebenskundelehrer:innen för­dern das Ler­nen mit allen Sin­nen. Die Aus­ein­an­der­set­zung mit der eige­nen Begrenzt­heit und Sterb­lich­keit ist Teil des Unter­richts. Huma­nis­ti­sche Lebens­kunde för­dert nach­hal­ti­ges Den­ken und den Respekt vor der Natur.

GLEICHHEIT
Huma­nis­ti­sche Lebens­kunde schafft viele Gele­gen­hei­ten, in denen die Gleich­wer­tig­keit und die Ver­schie­den­heit von Men­schen erfahr­bar wer­den. Wir schauen über die Gren­zen der eige­nen Kul­tur hin­aus und ent­de­cken, was uns ver­bin­det. Im Mit­tel­punkt ste­hen dabei die Kin­der- und Men­schen­rechte.

WELTLICHKEIT
Huma­nis­tin­nen und Huma­nis­ten gehen nicht von der Exis­tenz über­na­tür­li­cher Kräfte oder eines Sinn stif­ten­den Schöp­fers aus. Wir Men­schen selbst ent­fal­ten unsere Indi­vi­dua­li­tät und unsere gemein­sa­men Bedürf­nisse. Wir ver­trauen auf unsere Mög­lich­kei­ten, das Leben sinn­voll zu gestal­ten und wis­sen um unsere Gren­zen.